Die Corona-Krise & der Mittelstand – schwierige Zeiten für Innovationen

Corona-Krise im Mittelstand

Experten kamen bereits vor der Corona-Krise zu der Meinung, dass es in Deutschland Innovationsprobleme gibt. In der Krise fahren Unternehmen ihre Investitionen und Ausgaben für die Unternehmen herunter – besonders der Mittelstand.

Nicht am falschen Ende sparen

Aus der Sicht des Mittelstands-Netzwerkes AiF darf in der Corona-Krise nicht am falschen Ende gespart werden. Das bedeutet, dass die Forschungsförderung nicht zu kurz kommen darf. Der Aif-Präsident Sebastian Bauer forderte bereits im April 2021, dass es gerade jetzt darauf ankommt, die mittelständischen Unternehmen gezielt in der Innovationsaktivität zu unterstützen. Auch wenn die wirtschaftlichen Folgen die durch die Pandemie entstanden sind, durch einen Milliarden-Schutzschirm abgefedert werden, so sei die Gefahr in Hinsicht auf die steigenden Corona-Staatsschulden groß, dass auch nach der Krise die Sparmaßnahmen an der Forschung weiterhin bestehen bleiben.

Auch dem KFW-Innovationsbericht ist zu entnehmen, dass die Innovationsanstrengungen des Mittelstands weiter einbrechen. Laut den zentralen Untersuchungsergebnissen heißt es:

  • 2020 verringerten drei von zehn mittelständischen Unternehmen die Innovationstätigkeit.
  • Die größten Hemmnisse sind weiterhin die Finanzierung und der Fachkräftemangel.
  • 2019 stieg der Innovatorenanteil im Mittelstand aufgrund neuer OECD-Begriffsdefiniton.

Covid-19 bremst Forschung und Entwicklung

Von der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF), werden mittelständische Unternehmen und Forschung zusammengeführt. Im Gegensatz zu den großen Konzernen verfügen die KMUs zumeist nicht über eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung. Ihnen soll über das AiF-Netzwerk, das aus 100 Forschungsvereinigungen, mehr als 50.000 eingebundene Unternehmen und 1200 beteiligten Forschungseinrichtungen der Zugang zu den neuen Technologien erleichtert werden. Ermöglicht wird dieses über die Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) und der industriellen Gemeinschaftsforschung.

Allerdings ist nicht nur die AiF durch die Entwicklung beunruhigt. 2019 wurde nach Angaben des ZEW Leibniz-Zentrums für europäische Wirtschaftsforschung ein Rekord von 176,9 Milliarden Euro bei den Innovationsausgaben der Unternehmen verbucht. Dagegen stehen die Zahlen der Corona-Krise, denn diese hat die Wirtschaft nicht nur im Umsatz gedrückt, sondern auch die Aktivitäten in der Forschung und Entwicklung (FuE) gebremst. Der Teil der Ausgaben für die Forschung am Umsatz in 2020 auf 3,2 Prozent gesunken ist, wie das Münchner Ifo-Institut ermittelte. Dies sind im Schnitt 0,3 Prozentpunkte weniger im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2019. Der Rückgang fällt aufgrund der Umsatzeinbußen stärker ins Gewicht.

Deutsche Unternehmen verlieren immer mehr Innovationskraft

Seit eineinhalb Jahren verlieren deutsche Unternehmen kontinuierlich an Innovationskraft. Was an Neuentwicklungen verblieben ist, kommt fast nur noch zu den Großunternehmen und Konzernen. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich dieser Trend verfestigt. Der aktuelle KfW-Bericht zeigt auf, dass die Innovationstätigkeiten im Mittelstand nach einem kurzen Schub zu Beginn der Krise weiter fielen.

KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib erklärte, dass die Finanzierung als Innovationshemmnis auch nach Überwindung der akuten Krisenphase weiterhin an Bedeutung gewinnen wird. Dem fügte sie hinzu, dass sich der Zielkonflikt zwischen dem Wunsch nach einer höheren Resilienz einerseits und der Notwendigkeit zu verstärkten Investitionen in die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und Kommunikationsstrategie auf der anderen Seite aufgrund der angespannten Liquiditätslage und der höheren Verschuldung der Unternehmen verschärft.

Um für einen Innovationsschub zu sorgen, seien finanzielle Anreize nötig. Zudem bremst der Fachkräftemangel die Innovationstätigkeit, besonders in der Breite des Mittelstandes. Daher sei es notwendig, Fördermaßnahmen zum Aufbau der Innovationskompetenz auszuweiten. Köhler-Geib fügte ihrer Aussage hinzu, dass Innovationen entscheidend seien für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, wie bspw. dem Klimawandel, der Gesundheitsfürsorge oder der demografischen Entwicklung. Niemand könne es sich leisten, zurückhaltend zu handeln.

Kleine und mittlere Unternehmen zwingen sich zum Sparen

Eine Studie des ZEW und dem AIT Austria Institute of Technology zeigt auf, dass viele Unternehmen in der Krise weniger in FuE investieren. Von der Förderbank KfW kam die Warnung, dass „die Auswirkungen der Corona-Krise ähnlich stark ausfallen“ könnten, wie bei der Finanzkrise 2009. Die Investitionen seien zu dem Zeitpunkt im Mittelstand zum Vorjahr um 16,1 Prozent gesunken. Daher ist der Befund der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) keine Überraschung: Sie verwies in dem Ende Februar 2021 vorgelegten Gutachten darauf, dass die Corona-Krise für den Großteil der Unternehmen negative Auswirkungen auf die Innovationskraft habe. Zu einer ähnlichen Bewertung kam der Industrieverband BDI. Dieser warnte im Sommer 2020, dass 38 Prozent der Unternehmen ihre Ausgaben für FuE reduziert oder gestoppt hätten.

Dies ist bedenklich für die Experten, denn vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen sparen hier. Dies ist jedoch ein Trend, der sich bereits vor der Corona-Krise abzeichnete. Denn im Rekordjahr 2019 steigerten die KMUs laut ZEW ihre Innovationsausgaben kaum (plus 0,4 Prozent). Zum Vergleich: Die Konzerne steigerten hier die Ausgaben um 2,4 Prozent. Kleine und mittlere Firmen wollen in 2021 demnach fuenf Prozent sparen, während die großen um weitere zwei Prozent die Investitionen steigern wollen.

Die Kluft zwischen klein und groß – sie wird größer

Das zeigt, dass die Kluft zwischen den KMUs und den Großunternehmen immer größer wird. Und das, obwohl die KMUs als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gelten. Als häufigster Grund werden geringere Finanzmittel genannt, wenn es um die Verringerung der Aktivitäten geht.

Die industrielle Gemeinschaftsforschung wird auch von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) als Kernelement der Mittelstandspolitik bezeichnet. Ein steigender Bedarf an IGF-Mitteln wird von der AiF verbucht, da die Zahl der IGF-Projekte in 2020 um rund 25 Prozent im Vergleich zu 2019 zugenommen habe. Doch die Fördermittel stagnierten lange für die Gemeinschaftsforschung bei 169 Mio. Euro. Für 2021 ist das IGF-Budget nun erstmals auf 200 Mio. Euro angehoben worden, plus 2,3 Mio. Euro für die Forschungsallianz Energiewende.

Der Mittelstand sieht pessimistisch in die Zukunft

Das Konsumverhalten hat sich in der Corona-Krise verändert und damit wird sich nach Einschätzung der KfW der Wandel in der mittelständischen Wirtschaft in Deutschland beschleunigen. Rund 650.000 kleinere und mittlere Firmen (17 Prozent) befürchten, dass die Nachfrage nach ihren Produkten / Dienstleistungen dauerhaft unter dem Vorkrisenniveau bleiben wird. Besonders die Handelsunternehmen (20 Prozent) machen sich Sorgen, aber auch fast jedes fünfte mittelständische Industrieunternehmen (19 Prozent). Die Unternehmen, die besonders stark von den Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie betroffen sind, blicken eher pessimistisch in die Zukunft. So erwarten über 50 Prozent von ihnen einen dauerhaften Nachfragerückgang.

Veränderungen im Mittelstand – Corona als Katalysator

Die Erwartungen sind allerdings nicht nur negativ. Zwar geht rund jeder dritte Mittelständler (31 Prozent) davon aus, dass das veränderte Konsumverhalten die Nachfrage auch nach der Krise beeinflussen wird, aber 14 Prozent sind zuversichtlich, dass ihr Angebot nach der Pandemie stärker gefragt sind als zuvor. Marketingstrategien wie konsequentes Thought Leadership tragen hierzu bei. Vier von zehn der KMUs (40 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Nachfrage auf das Vorkrisenniveau einpendeln wird. Weitere 29 Prozent sehen keinerlei Auswirkungen. Von der KfW werden lediglich Unternehmen zum Mittelstand gezählt, die nicht mehr als 500 Mio. Euro jährlich umsetzen.

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